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Kritik NZZ  Montag, 7. April 2003 Nr. 81

Obwohl in Hermann Suters 1924 uraufgeführ­tem Oratorium mit seinem opulenten Orchester­klang und den archaisierenden Tendenzen im Chorsatz viel Brahms'sches nachklingt, atmet «Le Laudi» nach Worten aus Franz von Assisis Son­nengesang einen anderen Geist Mit wenigen musikalischen Pinselstrichen schafft Suter für jeden Satz eine eigene Stimmung, die im Gegen­salz zum oft etwas spröden Brahms unmittelbare sinnliche Wirkung zeitigt. Der Lehrergesangsver­ein verfügt nicht über die stimmliche Potenz des Bach-Chors, erfreute jedoch in den leiseren Pas­sagen durch einen homogenen Klang. Die häufi­gen Fugeneinsätze indes hätten eine markantere Stimmgebung erfordert, und an den lauten Stellen gewann das Orchester regelmässig die Überhand, obgleich die Dirigentin Monica Buckland Hofstetter die Klangmassen klug dosierte, die Steige­rungen mit weitem Atem aufbaute und das Ton­halle-Orchester selbst im dreifachen Porte des Mittelsatzes einen warmen und runden Klang wahrte.


Zum lyrischen Höhepunkt des Abends geriet das anschliessende Altsolo, das die Mezzosopra­nistin. Roswitha Müller mit makelloser Technik schlicht und ergreifend sang. Nicht ganz dieses Niveau erreichten die übrigen Solisten. Während Maria Gessler ihren schön timbrierten Sopran zuweilen aus der Kontrolle verlor und Lynton Atkinsons für diese Partie zu leichter Tenor in der Höhe zur Enge tendierte, blieb Randal Turners Bass etwas mulmig. Im Schlusssatz beeindruckte der Kinderchor Kaltbrunn. Wenn die ungebro­chenen Stimmen zur letzten Lobpreisung an­heben, erhält das Vertrauen in die Lebenskraft neue Nahrung, den widrigen Zeitläuften zum Trotz.


Jürg Huber


Zürich, Tonhalle, 2. und 5. April.




 





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