Obwohl in Hermann Suters 1924 uraufgeführtem Oratorium mit seinem opulenten Orchesterklang und den archaisierenden Tendenzen im Chorsatz viel Brahms'sches nachklingt, atmet «Le Laudi» nach Worten aus Franz von Assisis Sonnengesang einen anderen Geist Mit wenigen musikalischen Pinselstrichen schafft Suter für jeden Satz eine eigene Stimmung, die im Gegensalz zum oft etwas spröden Brahms unmittelbare sinnliche Wirkung zeitigt. Der Lehrergesangsverein verfügt nicht über die stimmliche Potenz des Bach-Chors, erfreute jedoch in den leiseren Passagen durch einen homogenen Klang. Die häufigen Fugeneinsätze indes hätten eine markantere Stimmgebung erfordert, und an den lauten Stellen gewann das Orchester regelmässig die Überhand, obgleich die Dirigentin Monica Buckland Hofstetter die Klangmassen klug dosierte, die Steigerungen mit weitem Atem aufbaute und das Tonhalle-Orchester selbst im dreifachen Porte des Mittelsatzes einen warmen und runden Klang wahrte.
Zum lyrischen Höhepunkt des Abends geriet das anschliessende Altsolo, das die Mezzosopranistin. Roswitha Müller mit makelloser Technik schlicht und ergreifend sang. Nicht ganz dieses Niveau erreichten die übrigen Solisten. Während Maria Gessler ihren schön timbrierten Sopran zuweilen aus der Kontrolle verlor und Lynton Atkinsons für diese Partie zu leichter Tenor in der Höhe zur Enge tendierte, blieb Randal Turners Bass etwas mulmig. Im Schlusssatz beeindruckte der Kinderchor Kaltbrunn. Wenn die ungebrochenen Stimmen zur letzten Lobpreisung anheben, erhält das Vertrauen in die Lebenskraft neue Nahrung, den widrigen Zeitläuften zum Trotz.
Jürg Huber
Zürich, Tonhalle, 2. und 5. April.
Konzertchor Diverticanto
| Felix Reolon, Dirigent | Ida-Sträuli-Strasse 87 | 8404 Winterthur | E-Mail | Letzte Änderung: 08.02.2024